Die richtige Aquarium-Einsteigergröße
Die vermutlich häufigste Frage die wir mit Neueinsteigern in die Meerwasseraquaristik diskutieren ist: Was ist die richtige Aquariengröße für mich?
Dabei haben die meisten schon eine relativ genaue Vorstellung von dem was sie wollen, weil sie bei einem Bekannten ein schönes Riffaquarium gesehen haben, weil ihnen die Werbung für ein spezielles Aquarium gefällt oder weil sie sich ein bestimmtes Budget gesetzt haben.
Für unsere Beratung sind allerdings nur zwei Aspekte entscheidend, gibt es ein festes Budget das nicht überschritten werden darf und hat die oder derjenige schon grundsätzlich Aquaristikerfahrung.
Gibt es eine Meerwasseraquarium Mindestgröße?
Grundsätzlich gilt in der Meerwasseraquaristik genauso wie in der Süßwasseraquaristik: NIE zu klein anfangen!
Wir empfehlen für den schmaleren Geldbeutel mindestens Aquarien ab 250 Liter Bruttoinhalt (etwa 100 x 50 x 50 cm) und sehen eine nahezu ideale Einstiegsgröße bei Aquarien mit ca. 450 Litern Bruttoinhalt (ca. 120 x 60 x 60 cm plus Filterbecken z.B. Aqua Medic Xenia 130). In diesem Volumen-Bereich haben Meerwasseraquarien bereits eine ausreichend hohe biologische und chemische Stabilität um eine bunte und facettenreiche Meerwasser-Tiergemeinschaft zu beherbergen. Hat jemand Vorerfahrung mit der Süßwasseraquaristik und vor allem mit der Beurteilung von Wasserwerten, dann kann die Aquariengröße schon etwas nach unten oder oben von den Einstiegswerten abweichen (etwa 100 bis 750 Liter Volumen).
Nanoaquarien für Fortgeschrittene
Kleinere Aquarien, insbesondere die gerade sehr beliebten Nano-Aquarien (im Meerwasserbereich werden meist Aquarien bis zu einer Größe von 40x40x40cm als Nanogrößen angesehen) sind schon rein physikalisch gesehen wesentlich instabiler: durch das Volumen/Oberflächen Verhältnis schwankt die Temperatur stärker, die Wasserverdunstung ist meist höher und damit die Schwankungen in der Salzdichte. Auch das Füttern und der Aufbau von Kalkverbindungen führen zu chemischen Veränderungen des komplexen Meerwasserhaushalts. Daher empfehlen wir Nano-Aquarien erst als zweiten Schritt, nachdem der Aquarianer mit seinem etwas größeren Aquarium etwas Erfahrung in der Handhabung der Wasserparameter gewonnen hat.
Wer in einem kleinen Aquarium Fische halten möchte, zum Beispiel ein Paar klein bleibende Zwerg-Grundeln oder eine Partnergrundel mit Knallkrebs, der sollte mindestens einen Würfel von 40 cm Kantenlänge ins Auge fassen und auf jeden Fall an einen Abschäumer denken. Kleinere Becken sind besser für Garnelen, Krebse und Schnecken geeignet.
Wirklich große Aquarien für Experten
Immer wieder kommt es vor, dass Kunden (häufig ohne merkliche Aquaristikerfahrung) zu uns kommen und sagen: „…ich plane ein Meerwasser-Aquarium so ca. 2 m mal 1 m mal…“ – um es kurz zumachen, aus diesen Projekten wird meist nichts. Sind es zum einen die Kosten, die bei einem solchen Vorhaben leicht die 10.000 Euro Marke übersteigen oder die falschen Erwartungen was Pflegeaufwand und notwendige Erfahrung mit den Tieren angeht.
Wenngleich das Argument mit der Stabilität natürlich hier genauso gilt, wie für ein 500 Liter Becken, so muss man bei 1.000 und mehr Litern auch bedenken, dass man bei Problemen kein Sportboot sondern einen Tanker steuern muss. Das heist, dass man bei Anpassungen der Wasserwerte viel Material, Zeit und Fachkenntnis braucht. Oder um es anders zu sagen, wer mit vertretbarem Aufwand ein Aquarium von 1.000 Litern und mehr betreiben will, der sollte genau wissen was er tut und wie er bestimmte Veränderungen erreichen kann.
Noch ein Wort zu den Dimensionen eines großen Aquariums. Bei einer Beckenhöhe von deutlich mehr als 60 cm und/oder entsprechender Tiefe sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man „mit Hand am Arm“ nicht mehr alle Stellen im Becken erreicht, z.B. um eine Koralle aufzustellen, eine Glasrose wegzuspritzen oder ähnliches. Man braucht einmal Greifer oder Zangen und im Zweifelsfall auch eine Taucherbrille! Des Weiteren muss man bei der Aufstellung des Beckens die Traglast des Bodens beachten und ggf. einen Statiker kontaktieren. Aquarien dieser Größenordnung werden bei uns generell individuell geplant und gebaut. Informationen und Anregungen findet ihr dazu hier: Aquariendesign und Aquarienbau
Das „Nemo-Aquarium“
Für viele gehört ein Pärchen Clownfische (oder Anemonenfische, bekannt aus dem Kinofilm „Findet Nemo“) samt Wirtsanemone zum absoluten „Muss“ eines Meerwasseraquariums. Wenn das auch für sie gilt, dann raten wir zu einem Aquarium von mindestens 200 Liter Volumen. Den Wirtsanemonen gehören im Bezug auf die Wasserqualität zu den deutlich anspruchsvolleren Tieren und auch Anemonenfische sind bei nicht optimalen Wasserwerten recht empfindlich. Sogenannte „Nemo-Aquarien“ unter diesem Volumen, die teilweise im Handel angeboten werden, sind für die Haltung von Wirtsanemonen plus Anemonenfische aus unserer Sicht nicht geeignet.
Einen Leitfaden zum Einrichten eines Meerwasseraquariums finden Sie hier:
Guter Artikel! Erlebe ich leider auch oft, dass die Leute gleich mit einem riesen Aquarium anfangen wollen und sowohl Anschaffung wie auch laufende Kosten und Aufwand total unterschätzen. Auf der anderen Seite bekomme ich gerade auch oft Anfragen mit 30l Nano und ob man da „Nemos“ einsetzen kann 🙁
Good point! Nemo werde ich noch aufnehmen.